Kooperation: Generationennetzwerk Boxberg und Generationenakademie von Dr. Renate Heinisch haben gemeinsames Ziel

Jung und Alt verstärkt zusammenbringen

Gemeinsam und voneinander lernen: Das Generationennetzwerk Boxberg mit Gardis Jacobus-Schoof und Dr. Renate Heinisch mit ihrer Generationenakademie wollen künftig kooperieren und Jung und Alt verstärkt zusammenbringen. | © Bild: Heinisch

Das Generationennetzwerk Boxberg und Dr. Renate Heinisch mit der Generationenakademie schließen sich zum Wohl der älteren Mitbürger zusammen.

Boxberg. "Auf einen guten Anfang kommt es an und auf ein gutes Ende." Dr. Renate Heinisch hat den ganzen Menschen im Blick, in der Kindheit und im Alter. Die Vorsitzende des Landeselternvereins und langjährige Abgeordnete im Europäischen Parlament macht seit vielen Jahren Lobby-Arbeit für die Senioren und ist Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und hat die baden-württembergische Generationen-Akademie initiiert. Zusammen mit den Mitgliedern des Generationennetzwerks Boxberg will sie sich in ihrer Heimatstadt engagieren.

"Senioren sind nicht nur alt und gebrechlich. Sie sind innovativ, kreativ und wollen mitgestalten", betont Dr. Renate Heinisch. Sie hätten einen großen Erfahrungsschatz, den man nutzen sollte und müsste. "Ältere Menschen tragen einen wichtigen Beitrag zum Leben innerhalb der Gesellschaft bei." Dafür setzt sich die 78-jährige Boxbergerin seit Jahren mit ganzer Kraft ein. Ihr Ziel ist klar: "So wie wir in den 1980er Jahren für ein modernes Frauenbild gekämpft haben, müssen wir jetzt auch das Bild der Senioren verändern." Die Barrieren in den Köpfen müssten weg.

Ein lebenslanges und generationenübergreifendes Lernen ist für das von der Bundesregierung bestellte Mitglied des europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses wichtig. Heinisch vertritt Deutschland in der Gruppe der Nichtregierungsorganisationen im Bereich Forschung, Demografie, Gesundheitspolitik und digitale Welt. Derzeit beschäftigt sie sich intensiv im digitalen Bereich mit Gesundheitskompetenz und der Gesundheitserziehung im Wandel. "Man kommt nur weiter, wenn Alte von den Jungen lernen und umgekehrt." Die Bedeutung eines generationsübergreifenden Bildungsplans hat sie zusammen mit ihrer Stellvertreterin im Vorstand des Elternvereins, Prof. Edeltraud Röbe, bereits vorgelegt. Nun müsse dieses generationenübergreifende Lernen noch in den Bildungsplänen der Schulen verankert werden, hofft sie auf eine rasche Lösung.

Eine Kluft zwischen Jung und Alt dürfe es nicht geben, findet auch Gardis Jacobus-Schoof, die in der evangelischen Erwachsenenbildung in Boxberg tätig ist. Zusammen mit einigen Mitstreiterinnen hat sie 2010 das Generationennetzwerk Boxberg ins Leben gerufen, das von der Diakonie begleitet wurde und eng mit dem Verein "Akzente" zusammenarbeitet. Was die BAGSO im Großen vorschlägt, will das Generationennetzwerk im Kleinen anpacken. "Wir haben uns überlegt, was gebraucht wird, was sinnvoll für die ältere Generation sein kann", betont Gardis Jacobus-Schoof als Sprecherin des Netzwerks.

Das erste Ergebnis dieser Gedankenspiele war der Verein "Wir verbinden Boxberg", bei dem Ehrenamtliche einen Fahrdienst innerhalb des Stadtgebiets anbieten. Das wird nicht nur von älteren Mitbürgern häufig genutzt, etwa wenn sie zum Arzt müssen oder ein größerer Einkauf ansteht und Familie und Nachbarn keine Zeit haben.

Das offene Bücherregal im Gemeindehaus kommt ebenfalls sehr gut an. Und seit Frühjahr gibt es eine Kooperation mit den Boxberger Schulen, bei der im Rahmen der Medienerziehung die Schüler der achten Klasse den Älteren den Umgang mit Smartphone und Computer beibringen.

Schüler unterrichten Senioren

"Es ist toll zu sehen, mit welcher Geduld die Schüler erklären", freuen sich die beiden Frauen über das große Engagement der Schüler. Und zudem lernten die Älteren auch junge Leute kennen. "So werden gegenseitig eventuelle Vorurteile abgebaut", sind sie überzeugt.

Aufgrund des demografischen Wandels will das Generationennetzwerk Projekte anstoßen, damit die Menschen möglichst lange zu Hause in der gewohnten Umgebung leben können. So soll im Herbst ein Einkaufsdienst ins Leben gerufen werden, der ältere Menschen bei den nötigen Besorgungen unterstützt. Interessenten können sich bei Bedarf in der Bücherecke melden. Eine Interessensbörse mit "Biete und Suche" ist ebenfalls in Vorbereitung. Ob dieses Experiment angenommen wird, müsse man abwarten, meint die Netzwerk-Sprecherin. Ein Modell aus Nordrhein-Westfalen begeistert sie aber besonders: Ein Seniorenbeauftragter und Nachbarschaftsstifter, der die Ehrenamtlichen koordiniert, die sich um die Botengänge für die Senioren kümmern.

"Viele machen Gutes"

Gemeinsam "Pro-Age-Projekte" will auch die ehemalige Europaabgeordnete anstoßen. Alt und jung sollten zusammen lernen - was in Boxberg ja schon betrieben wird.

Aktionen ganz unterschiedlicher Art mit dem Generationennetzwerk kann sich Dr. Heinisch gut vorstellen: Das Bild der Senioren bei einem Schulbesuch gerade bei Kindern ändern. Die jüngere Generation solle für die Belange der Älteren sensibilisiert werden. Am liebsten würde Dr. Heinisch auch die Schulbücher umschreiben. Und ihr schwebt ein Generationenhaus sowie eine Infoveranstaltung vor, bei der nicht nur auf die aktuellen Projekte hingewiesen werden soll, sondern auch so mancher Impuls für Neues gegeben werden sollen.

Neben diesen praktischen Dingen soll eine Homepage im Internet auf das Angebot hinweisen. Auch in diesem Bereich wollen Dr. Heinisch von der Generationenakademie und Gardis Jacobus-Schoof zusammenarbeiten.

Das Netzwerken ist für die Apothekerin wichtig. "Viele machen viel Gutes, aber der eine weiß oft nichts vom anderen." Aber beide ehrenamtlich Engagierte wissen, die Ideen sollen nicht übergestülpt werden, sondern von unten wachsen.

© Fränkische Nachrichten, Samstag, 13.08.2016

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