Intergenerationelle Bildung -
der Weg zum Verständnis von Altern in der Gesellschaft

Prof. Dr. Edeltraud Röbe
Boxberg, 29. 06. 2017

1. Vorbemerkungen:

Das Europäische Jahr 2012, das dem Thema "Aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen" gewidmet war, sollte die Sensibilität dafür steigern, was ältere Menschen zum Leben in der Gesellschaft beitragen. Es konnte Interessensvertreter, politische Entscheidungsträger, mit der Planung von Bildungsprozessen beschäftigte Personen, Wissenschaftler und Spitzenverbände dazu anregen, aktives Altern und die Solidarität zwischen den Generationen zu fördern. Der Elternverein Baden-Württemberg arbeitete das sog. "GoAct"-Projekt ("Generationen in Aktion") aus, welches das Ziel verfolgte, sich mit der gesamten Lebensspanne des Menschen zu beschäftigen und das Miteinander der Generationen im Lernen und Dialog zu entwickeln.

Das "GoAct"-Projekt basiert auf der Annahme, dass Bildung ein wirksames Mittel ist, um das Verständnis von Altern (Altersbildern) in der Gesellschaft zu verändern und einen Austausch zwischen jüngeren und älteren Generationen zu ermöglichen. Denn unser Denken und Handeln wird von inneren Bildern, von Überzeugungen, Annahmen, Haltungen gesteuert, die höchst aktiv sind: Sie prägen und legitimieren auch die Interaktion zwischen den Generationen und die wechselseitige Wertschätzung. Sie beeinflussen die Debatten, Entscheidungen, Handlungsweisen im Privaten, in Institutionen und gesellschaftlichen Handlungsfeldern.

Ein Ergebnis des "GoAct"-Projekts (Europaprojekt des Elternvereins e.V. 2013) war die Entwicklung eines generationenübergreifenden Bildungsplans (GBP). Dieser stellt einen Leitfaden dafür dar, wie das Bewusstsein für Themen rund um das Älterwerden und damit das Bild von Altern durch Bildung thematisiert, konkret erfahren und verändert werden kann. Leitend ist dabei der Satz des griechischen Philosophen Sokrates: "Ich kann niemanden irgendetwas lehren. Ich kann ihn lediglich dazu anregen, eigenständig zu denken". Deshalb gibt der GBP keinen Katalog an Zielen und Inhalten vor. Er arbeitet vielmehr mit stimulierenden Impulsen und Fragen, liefert kurze Hintergrundinformationen durch Experten und verweist auf erfolgreiche Praxisbeispiele.

2. Intergenerationelle Bildung - Die Kinderperspektive

In Bezug auf die Gesellschaft ist die Familie das wesentliche Feld, in welchem eine Person durch emotionale Bindungen und Beziehungen verwurzelt ist. Die Familie ist und bleibt für immer der "Heimathafen", von welchem aus ein Kind zur Reise durch sein weiteres Lebens ablegt. Jede Familie gleicht einer ganzen Welt von Personen, Bedeutungen, kulturellen Mustern, welche tief in unserem Gedächtnis, in unseren Reaktionen und Routinen als lebhafte Bilder verankert sind.

Die Geburt eines Kindes verändert die Rolle aller Familienmitglieder. Häufig werden Großeltern zu verlässlichen und unentbehrlichen Unterstützern der jungen Familie (in der "rush hour" ihres Lebens) bei der Kinderbetreuung und im finanziellen Bereich. Die Großeltern stehen den Kindern nahe und sind mit ihnen vertraut, doch sie verhalten sich anders als deren Eltern und nehmen damit eine komplementäre Rolle ein. Gleichzeitig wirken sich der Kontakt zur jungen Generation und das Verhältnis zu ihren eigenen, erwachsen gewordenen Kindern persönlich und langfristig positiv auf die Großeltern selbst aus.

Soziale Veränderungen in den (europäischen) Gesellschaften wirken sich auf das Leben, auf die Beziehungen und Lernmöglichkeiten aller Menschen aus, sowohl der älteren Menschen als auch der kleinen Kinder. Diese wachsen heute meist in kleineren Familien auf und haben seltener Gelegenheit, Kontakte zu Brüdern und Schwestern, zu verschiedenen Altersgruppen zu knüpfen. Ältere Menschen leben meist länger, doch sind sie dabei häufig von jüngeren Generationen isoliert. Die zunehmende Trennung der Generationen in Einrichtungen und Bereiche für gleiche Altersgruppen führt dazu, dass es kleinen Kindern und älteren Menschen häufig nicht möglich ist, miteinander zu interagieren, sich gegenseitig zu verstehen und voneinander zu lernen, wodurch letztendlich der Hauptbezugspunkt für das Knüpfen intergenerationeller Bindungen verloren geht.

Die Altersbilder von Kindern (wie von Erwachsenen) sind auch beeinflusst durch die Darstellungen alter Menschen in den Medien. In Kinderbüchern, Schulbüchern, Fotos, Filmen, Printmedien usw. finden sich oft stereotype Repräsentationsweisen, die die Großmutter grauhaarig, mit Nickelrundbrille, Dutt und altmodischer Kleidung und manchmal skurril zeigt, den Großvater etwas gebrechlich, im Ohrensessel sitzend und meist lesend.
Auch in der Kunst scheint eine Art Verdrängung stattzufinden und dies nicht erst heute. Die Kunst der Moderne des letzten Jahrhunderts hat sich mehrheitlich programmatisch als jung verstanden, möglicherweise ist sie deshalb auch so schnell gealtert. Zu den aktuellen Themen in der Kunst zählt das Alter jedenfalls nicht.
Filme über ältere Menschen und auch Filme von älteren Menschen gibt es seit es das Medium Film gibt. Niemand zweifelt an der Kompetenz der Regielegenden in höherem Alter. Auf der anderen Seite der Kamera jedoch hatten die Älteren im Film lange nur fest definierte Rollen zu spielen: Die gütige Oma, der schusselige Opa, der Greis, der nur in der Vergangenheit lebt. Längst hat die Realität den Film eingeholt. Die Generation der Silverager hat ihre Rolle in der Filmindustrie neu definiert.

3. Intergenerationelle Bildung - Institutionelle Perspektive

Viele pädagogische Einrichtungen haben bereits begonnen, das Miteinander von Kindern und der älteren Generation als Herausforderung anzunehmen. Ziel ist eine Revitalisierung von Generationskontakten, die in den horizontal wie vertikal verschlankten und lokal verstreuten Familienstrukturen verloren gegangen sind. Im Zentrum steht die Kontaktaufnahme zwischen Kindern und SeniorInnen, derweil die mittlere Generation seltener einbezogen wird. In den Kontakten steht der Austausch von Erfahrung und generationseigenem Deutungswissen im Vordergrund, während Jugendliche bereits als Mentoren fungierten, wenn es um versierte Vermittlung digitaler Technik geht.

In pädagogischen Einrichtungen (Kindergärten und Grundschulklassen) wurde bereits auch begonnen, (meist männliche) Senioren auf freiwilliger Basis einzuladen, um gemeinsam Dinge zu unternehmen, wie miteinander zu lesen und zu lernen, gemeinsam zu spielen, zu singen und Spaß zu haben. Die positiven Erfahrungen bestätigen, dass ältere Menschen offensichtlich eine wichtige Schlüsselkompetenz für die Arbeit mit Kindern besitzen: Sie wenden Zeit, gute Ideen und Geduld zum Zuhören auf. Auf diese Weise können gegenseitiges Verstehen, emotionale Unterstützung, Geduld, Verlässlichkeit und das Gefühl individueller Wertschätzung durch die Älteren zur kindlichen Entwicklung beitragen. Während sie ihre Welt entdecken, brauchen Kinder Gefährten, die ihre Fragen beantworten, ihre Ergebnisse wertschätzen, sie zu Neugier ermutigen, an ihren kreativen Ideen interessiert sind. Wieder ist es die ältere Generation, die eine zentrale Rolle im Prozess des Erklärens und Interpretierens von Welt einnimmt.

Durch das Vorlesen und Erzählen von Geschichten, was bis heute eine wichtige Methode ist, um Erfahrungen und Traditionen weiterzugeben, kommen die Generationen in einer besonderen Interaktionsform zusammen, wo beide Seiten ihre jeweiligen Probleme, Interessen und Sichtweisen einbringen können. Da solche Situationen psychologische Dynamiken entwickeln können, ist Sensibilität wichtig. Indem sie Dinge und Gegenstände erklären (beispielsweise Spielzeuge, Einrichtungsgegenstände, Arbeitsräume, Gebäude, Straßen oder die Natur), scheinen ältere Menschen eine lebende Verbindung zur Geschichte der Menschheit und zur kulturellen Herkunft darzustellen. Kinder bedürfen deren Geschichten als eine Art lebendiges Gedächtnis, um ihre eigenen Haltungen zu finden, Werte zu teilen und ein Gefühl für Identität und unterschiedliche Perspektiven zu entwickeln.

Offensichtlich sind sie zudem von ähnlichen Themen, Probleme und Lösungen betroffen (z.B. Fragen gesunder Ernährung, bewusster Einsatz der Sinne, Hilfsmittel und Gerätschaften des alltäglichen Lebens wie sichere Fußgängerüberwege oder kinderwagen- und rollatorengerechte Wege). Als äußerst beliebt und erfolgreich erweisen sich Aktivitäten in den Bereichen Musik, Theater, Lesen, Natur, Sozialleben, einer wichtigen Grundlage für Solidarität und späteres ehrenamtliches Engagement.

Gegenwärtige Forschungen heben die Tatsache hervor, dass das Bild der jüngeren Generation vom Alter positiver ist, je häufiger die Jüngeren in Kontakt mit älteren Personen stehen und je angenehmer dieser Kontakt verläuft. Im Sozialisationsprozess weitet sich diese positive Einstellung auf ältere Menschen außerhalb der Familie aus. Forschungsergebnisse zeigen, dass bereits kleine Kinder ihre Altersvorstellungen ausdifferenzieren, wobei sie Eigenschaften wie Auftreten (Aussehen), Persönlichkeit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit berücksichtigen und Unterschiede in Alterungsprozessen und individuelle Besonderheiten wahrnehmen sowie die wichtige Rolle des Lernens, Aktivierens und der Betreuungssituation. Auf diese Weise begreifen bereits junge Menschen, dass jedes Leben sich einmal seinem Ende zuneigt. Viele ältere Menschen sind früh von Krankheiten, Demenz oder Einsamkeit betroffen, andere repräsentieren das Bild einer lebhaften, vitalen Generation junger Senioren und kümmern sich um ihre 80-jährigen Eltern und Freunde.

Die Grundeinstellung vom Kindesalter an sollte nicht von Angst vor Alter, Leiden und Tod und letztlich vom Aufgeben gekennzeichnet sein, sondern eher von Vorbeugung. Und dies beinhaltet die Suche nach Aufgaben sowie mobilisierende und begeisternde Beschäftigungen. Es geht nicht darum, vor dem Altern davonzulaufen, sondern aktiv zu altern. Man muss sich selbst jeden Tag neu erfinden und herausfinden, was möglich ist und was nicht. Jeder Mensch braucht Zeit, Geduld, Nerven und Achtsamkeit für seine Reise durch das Alter.

3. Intergenerationelle Bildung (Kindergarten - Grundschule - Sekundarstufe)

3.1 Was ist intergenerationelle Bildung?

In der Bildung geht es um das Gewinnen eines Verhältnisses zur Welt (Weltverständnis) d.h. der Mensch erwirbt Formen, wie er sich seiner Welt zuwendet, wie er die Welt versteht und wie er die Welt (mit)gestalten kann. Dafür braucht er Können, also Wissen, Fähigkeiten, Einsichten, Fertigkeiten. Der Erwerb von Können ist lebenslang nicht abschließbar.

Im Bildungsprozess gewinnt zugleich jeder ein Verhältnis zu sich selbst (Selbstverständnis), d.h. der Mensch erwirbt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Neugier und Interesse an Natur, Kultur, Menschen, Selbstwertgefühl, Sorge für sich und andere usw. Dies sind die entscheidenden Grundlagen, die das Lernen für ein langes Leben tragen und immer wieder Weiterlernen, Umlernen, Neulernen wesentlich ermöglichen.

Die intergenerationelle Bildung ist ein Schlüssel dafür, dass junge wie alte Menschen erleben, dass sie miteinander, voneinander und übereinander lernen können. Dabei gewinnen sie reflexive Bilder von Generationen, erfahren Zusammengehörigkeit und gegenseitiges Unterstützungspotential, um eine humane Gesellschaft aufzubauen, in welcher die menschliche Würde lebenslang, von der Geburt an bis zum Tod, respektiert wird.

3.2 Grundlegende Bedingungen für das Gelingen intergenerationeller Bildung

Grundlegend für ein Gelingen intergenerationeller Bildungsarbeit ist ein "Befreundungsklima" (Jean Paul 1763-1825). Dieses ist geprägt von Wertschätzung, Respekt, höflichen Umgangsformen und Verständnis füreinander. Da die meisten der SeniorInnen keine pädagogischen Fachkräfte sind, sollten in der Planungsphase auch grundlegende Orientierungen der pädagogischen Arbeit Thema sein, wie zum Beispiel:

- Junge Kinder lernen mit "Leib und Seele", d.h. sie erkunden und erfahren die Welt mit ihrer Leiblichkeit und ihren Sinnen. Auch die Hirnforschung warnt vor einer zu frühen Konzentration auf den Intellekt und unterstreicht die Bedeutung von bildnerischen, musikalischen, mimischen, gestischen, künstlerischen Ausdrucksformen.

- Kinder erleben nicht nur "Erlebnisse", sondern vielmehr alles, was ihnen begegnet ist Erlebnis. Kinder erfahren das "Du-Artige" der Dinge und ihren Aufforderungscharakter. Für Kinder sprechen Bäume, Pfützen, alte Blechbüchsen einen "pathischen Dialekt": Der Schlamm "lädt ein", geformt zu werden; der Ball "will" springen und verweist gleichzeitig auf Mitspieler; die Höhle "lockt", entdeckt zu werden. Das kindliche Verhalten gerät somit oft mit den Disziplinvorstellungen des Erwachsenen in Konflikt.

- Kindliches Lernen braucht die Unterstützung der Erwachsenen. "Erziehung ist die Fähigkeit des Erwachsenen, sich zu den Kindern in der jeweiligen Gegenwart so zu verhalten, dass das Verhalten des Erwachsenen seine wesentliche Bedeutung durch seinen Bezug auf die Zukunft des Kindes erhält und eben nicht durch den ausschließlichen Bezug auf die Gegenwart" (Scholz 2009, S. 65). In einem langen historischen Prozess haben Erwachsene gelernt, nicht nur mit Kindern zu leben, sondern ihre Aufmerksamkeit auf das Lernen der Kinder zu richten. Das heißt: Die eigene Produktion wird unterbrochen, die eigene Lebenszeit wird dem Lernen des Kindes gewidmet.

Einem Kind zu zeigen, wie man einen Schal strickt, bedeutet eben nicht, einen Schal zu stricken, sondern zu zeigen, wie man einen Schal strickt. Dann ist nicht die Länge des in der Zeit gestrickten Schals entscheidend, sondern die Frage, ob das Kind diesen Vorgang gelernt hat. Der Lehrende, Zeigende und das lernende Kind sind aufeinander bezogen. Sie beziehen sich gemeinsam auf etwas Drittes, auf die Welt.

- Kindliches Lernen folgt einem Eigensinn. Die Kinder bemühen sich von Anfang an mit all ihren Kräften, sich ein Bild von der Welt zu machen. Kinder bringen ihre Sinneseindrücke mit eigenen Aktivitäten in Zusammenhang und ordnen ihnen auf diese Weise Bedeutung zu. Kinder konstruieren selbsttätig und in Interaktion mit der belebten und unbelebten Umgebung eine komplexe Struktur, die mehr ist als ein bloßes Abbild der Umgebung. Sie besteht aus mehr oder weniger vernetzten und mit emotionalen Wertigkeiten verknüpften Detailwahrnehmungen auf den verschiedenen Sinnesebenen und ist mit Handlungen, Handlungsabsichten, Handlungszusammen-hängen verbunden, die den Wahrnehmungen eine subjektive Bedeutung. Die Kinder konstruieren in diesem Verständnis die Welt maßgeblich in ihrem Tun.

- Bildungsprozesse haben einen partizipativen Charakter. Die Erwachsenen beziehen die Kinder in die Planung eines Vorhabens ein, nehmen ihre Fragen, Zweifel, Erklärungen ernst und beschäftigen sich in der gemeinsamen Auseinandersetzung mit deren Sicht- und Denkweisen wie Lösungsvorschlägen.

- Intergenerationelle Bildungsarbeit schließt auch Erziehungsarbeit ein; d.h. es geht stets um Behüten - Schützen der Kinder und damit verbunden das Auswählen aus der Lebenswelt
Gegenwirken und Mitwirken,
Unterstützen - Verstehen - Ermutigen.

3.3 Fragen an Eltern/pädagogische Einrichtungen - Versuch einer Bestandsaufnahme

1. Lebt das Kind in regelmäßigem Kontakt zu verschiedenen Generationen?

2. Passen die Großeltern regelmäßig auf ihr Enkelkind auf und sind sie verlässliche Partner in der Kinderbetreuung?
(z.B.: Wird eine "Grandparental leave" wahrgenommen, die Möglichkeit, die Erwerbstätigkeit zu reduzieren oder zu unterbrechen, um sich um die Enkelkinder zu kümmern; Einsatz als "Au-Pair-Großmutter"; oder "Großeltern-Service-Points").

3. Lebt das Kind in einer Nachbarschaft, in welcher verschiedene Generationen vertreten sind? Hat es die Gelegenheit zu informellen Kontakten, die ihm erlauben, Gespräche zu führen, einander auszuhelfen, Beziehungen aufzubauen und den Blick auf andere Generationen zu erweitern?

4. Wie sprechen die Eltern/ ErzieherInnen über das Altsein, über verschiedene Altersgruppen und das eigene Alter? Welcher Altersgruppe gehört das Personal an?

5. Sind Sie sich der Vielfalt von Altersbildern bewusst? Wie sieht Ihr eigenes Bild von älteren Menschen aus?
Denken Sie über die Vielfalt innerhalb dieser Gruppe nach oder haben Sie selbst einige stereotype Vorstellungen?

6. Haben Sie ältere Menschen bereits einmal eingeladen, den Kindern Geschichten vorzulesen oder ihnen Geschichten zu erzählen?

7. Haben die Kinder einander Geschichten erzählt, welche sie von ihren Großeltern kannten?
Erzählen die Kinder ihren Großeltern aus ihrem Leben?

8. Wächst die Sensibilisierung für generationenübergreifendes Lernen?
Schauen Sie sich die Lern-/Unterrichtsmaterialien an und reagieren Sie darauf, wenn Sie dort auf stereotype Darstellungen älterer Menschen stoßen?

9. Sind sich Erzieherinnen/Lehrkräfte bewusst, welche Altersbilder die Kinder haben? Gibt es Bücher, Filme oder künstlerische Darstellungen, die Altersbilder repräsentieren und für Diskussionen genutzt werden?

10. Hat die Gemeinde/Stadt, in der das Kind lebt, bereits ein kulturelles Programm mit Aktivitäten, die generationenübergreifend gedacht sind?

11. Bildet die Gemeinde/Stadt ein Netzwerk von kulturellen Einrichtungen, von Berufsgruppen, die junge und alte Menschen unterstützen, von Künstlern und sozialen Fachkräften, um generati-onenübergreifende Projekte zu fördern und zu unterstützen? (z.B. " Eine Gemeinde im Spiel-fieber"- Eine Woche lang entdecken Jung und Alt Klassiker und neue Spiele gemeinsam.)

12. Bekommen die Kinder in der ersten pädagogischen Einrichtung, die sie besuchen, die Gelegenheit, generationenübergreifende Kontakte zu knüpfen?

13. Sind die älteren Menschen mit ihren Fähigkeiten als Laien im Konzept der Einrichtung integriert und Teil von täglichen Routinen und Kommunikation (vgl. Early Excellence Centres in Großbritannien)?

14. Werden ältere Menschen in Aktivitäten mit Kindern eingebunden und sind sie auf ihre Freiwilligenarbeit und die damit verbundene Verantwortung vorbereitet?
- Wurden die Kinder auf das Zusammentreffen mit älteren und alten Menschen vorbereitet?
- Wurden die älteren Menschen auf eine Schule vorbereitet, die sich extrem von derjenigen unterscheidet, die sie selbst in ihrer eigenen Jugend besucht haben?

4. Themenbereiche intergenerationeller Bildung

Alle Generationen leben in einer Gesellschaft, die durch eine enorme Spannung zwischen Tradition und Veränderung, Globalisierung und Individualisierung gekennzeichnet ist. Gerade weil jede Generation ihre spezifischen Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen hat, bedarf es der Zusammengehörigkeit und gegenseitigen Unterstützung, um eine humane, kulturbasierte Gesellschaft aufzubauen, in welcher die Menschenwürde lebenslang die Grundhaltung aller bestimmt. Diese Einübung in Solidarität kann über unterschiedliche Erfahrungs- und Handlungs-bereiche erfolgen:

4.1 Bereich "Erzählkultur - Schriftkultur"
4.2 Bereich "Kunst - Musik - Theater"
4.3 Bereich "Technik - Handwerk - Digitalisierung - Fotografie"
4.4 Bereich "Brauchtum - soziale Dienste - Heimat - Menschen in Krieg und Frieden"
4.5 Bereich "Natur - geographische Gegebenheiten - Naturschutz - Umwelt"
4.6 Bereich: "Sozialraum - Lieblingsorte - Sehenswürdigkeiten - Architektur"
4.7 Bereich: "Körperlichkeit - Mode - Gesundheit - Gesunde Ernährung - Esskultur"

5. Grundformen intergenerationeller Bildung

Generationelle Bildung kann nicht gelehrt werden. Sie bedarf vielmehr elementarer Bildungsformen, die ihrerseits sehr unterschiedliche Funktionen erfüllen und die flexibel, angepasst an die Bildungsanlässe, zum Einsatz kommen.

5.1 Das Gespräch
Kontaktaufnahme; Austausch persönlicher Anliegen, Wünsche, Meinungen; Pflege der Unterhaltung; "bildendes" Gespräch im Anschluss an eine gemeinsame Erkundung zur Verarbeitung von Gehörtem Betrachten, Erzählungen, Berichten von Besuchern; Gespräche zwischen den Kindern; "sich rechtfertigendes" Gespräch im Vertreten und Begründen einer Meinung; usw.

5.2 Die Arbeit
Dies meint das gemeinsame Tätigsein. Dieses ist jedoch verschieden nach Themenbereich und Alter. Sie schließt ein: das Sich-Hineinversenken in gemeinsame Aufgaben, das Bündeln von Aufmerksamkeit und Kraft auf ein Vorhaben hin; das Erkunden eines Raumes; das Betrachten von Gegenständen; das Handhaben eines Werkzeugs; das Entnehmen von Informationen aus Erzählungen; das Lernen einer Theaterrolle; usw.

5.3 Das Spiel
als eine Tätigkeitsform, die Vergnügen, Entspannung, Freude an ihrer Ausübung bringt, eine Beschäftigung, die oft in mit anderen vorgenommen wird. Einem Spiel liegen oft ganz bestimmte Handlungsabläufe zugrunde. Die können sich sowohl aus der Art des Spiels selbst, den Spielregeln (Völkerball, Mensch ärgere Dich nicht) oder aber aus dem Wunsch verschiedener Individuen ergeben, gemeinschaftlich zu handeln (Bau einer Sandburg). Spiele können fortwährend neu erfunden und variiert werden.

5.4 Das Fest/die Feier
als aus dem Alltag besonders herausgehobene, gemeinschaftsstiftende Ereignisse bedürfen sie eines Anlasses und einer Vorbereitung. Oft spielen besondere Bräuche, Tänze, Schauspiele, Wettbewerbe eine Rolle, die hohe Emotionalität zwischen den Generationen erlauben und traditionsstiftend und damit generationsverbindend sind.

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