Generationennetzwerk: Demografiebeauftragter Thaddäus Kunzmann zu Besuch / Wertvolle Arbeit auch der Generationenakademie gewürdigt
Bewusstsein fürs Älterwerden schärfen

Jung und Alt verstärkt zusammenbringen: Die Vorsitzende des Elternvereins und der Generationenakademie Baden-Württemberg, Dr. Renate Heinisch (Fünfte von links) begrüßte am Donnerstag zusammen mit Gardis Jacobus-Schoof vom Generationennetzwerk Boxberg (Vierte von links) den Demografiebeauftragten des Landes Baden-Württemberg, Thaddäus Kunzmann, in der Mediothek. Kunzmann informierte sich über die Aktivitäten der Interessengemeinschaft. (Bild: Werner Palmert)

Vor Ort informierte sich der Demografiebeauftragte über die Arbeit der Generationenakademie und des Generationennetzwerks.

Boxberg. Das Kabinett des Landes Baden-Württemberg hat am 31. Januar den ehemaligen Landtagsabgeordneten Thaddäus Kunzmann zum Demografiebeauftragten des Landes Baden-Württemberg bestellt. Am Donnerstag besuchte Kunzmann auf Initiative der Vorsitzenden des Elternvereins und der Generationenakademie Baden-Württemberg, Dr. Renate Heinisch, das Generationennetzwerk Boxberg, um sich vor Ort über die Arbeit der 2010 ins Leben gerufenen Interessengemeinschaft zu informieren.

Der Demografiebeauftragte soll unter anderem als Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger, die Kommunen, die Wirtschaft und soziale Akteure im Land dienen und die mit dem demografischen Wandel einhergehenden Herausforderungen sowie Lösungskonzepte der Öffentlichkeit zugänglich machen. Er arbeitet hauptamtlich und ist gegenüber der Landesregierung nicht weisungsgebunden.

Gewinn durch Ältere

Die grün-schwarze Landesregierung widmet den Herausforderungen, die durch den demografischen Wandel entstehen, große Aufmerksamkeit. Dabei spielen Themen, wie ein altersgerechtes Leben und Wohnen, eine möglichst wohnortnahe Pflege sowie die beträchtlichen Potenziale der älteren Menschen bei der Bewältigung der gesellschaftlichen Veränderungen eine wichtige Rolle. Jede Person, die sich in diesem wichtigen Querschnittsthema engagiert, für die Auseinandersetzung damit wirbt und als Ansprechpartner für die Öffentlichkeit zur Verfügung steht, ist ein Gewinn für Baden-Württemberg.

Mit der Einrichtung eines Demografiebeauftragten setzt die Landesregierung eine Vorgabe des Koalitionsvertrages um. In seiner Funktion wird der Demografiebeauftragte eng mit den zuständigen Ministerien im Land zusammenarbeiten. Die Einrichtung der Stelle des Demografiebeauftragten ist zunächst für fünf Jahre vorgesehen. Vor Ablauf dieses Zeitraums wird eine Evaluation erfolgen. Mit seinen Besuchen vor Ort, so Kunzmann, wolle er eine Bestandsaufnahme darüber bekommen, was im Lande an Aktivitäten zur Lösung der demografischen Herausforderungen bisher schon unternommen werde. Der Trend zur immer älter werdenden Gesellschaft sei gerade in Baden-Württemberg besonders ausgeprägt, denn die Bevölkerung im Südweststaat sei im Vergleich aller Bundesländer am stärksten gewachsen. Hochrechnungen bis zum Jahre 2060 hätten ergeben, dass die Einwohnerzahl im Lande dann etwa genau so hoch sei wie heute, der Anteil der älteren Mitbürger aber gegenüber jüngeren Menschen deutlich zunehmen werde.

Problematik ländlicher Raum

Besonders stark trete die Bevölkerungsüberalterung in den Städten und Ballungsräumen in den Vordergrund. Die ländlichen Gebiete dagegen würden mehr und mehr entvölkert. Die bisher zugrunde gelegte Zielmarke 2030, so Kunzmann, sei in diesem Zusammenhang viel zu kurz gedacht, denn schon ab 2040 werde die Problematik (Pflege älterer Menschen) akut zu spüren sein. Was fehle, sei die Familienbindung, die Gemeinschaft in Vereinen und die Ansprechpartner im Bekanntenkreis. Seine Zielsetzung sei daher, eine möglichst lange Einbettung der Senioren in ihrer vertrauten sozialen Umgebung ohne aufwendige Pflege. Dazu gehöre aber auch, dass die Versorgung vor Ort nachhaltig funktioniere und eine entsprechende Prävention auf dem Sektor Gesundheit angeboten werde. Letzteres werde in vielen Ländern Europas wesentlich besser praktiziert als hierzulande. Kunzmann sieht im demografischen Wandel ein vielschichtiges Problem, das nur durch gegenseitiges Lernen gelöst werden könne.

Der Besuch und das Gespräch in Boxberg, an dem neben Dr. Renate Heinisch und der Vertreterin des Generationennetzwerks Boxberg, Gardis Jacobus-Schoof, auch die Rektorinnen der Realschule und der Grundschule Boxberg, Andrea Fürle und Birgit Munk, die Kindergartenleiterin Brigitte Stelter, (Evangelische Kita Boxberg), Ann-Kathrin Metzger und Sonja Kowarik (Katholische Kita Boxberg), Sybille Appel, (Landessynodale), Renate Geiger, (Diakonie Main-Tauber-Kreis) und Professor Dr. Edeltraud Röbe (PH Ludwigsburg) teilnahmen, zeigte dem Demografiebeauftragten, dass das soziale Gefüge in Boxberg wesentlich dichter und deutlicher ausgeprägt sei, als im Ballungsraum, wie er am Schluss betonte.

Bildung sehr wichtig

Besonders beschäftigte sich die Gesprächsrunde mit der Vorstellung des Projektes "Intergenerationelle Bildung - der Weg für das Verständnis von Altern in der Gesellschaft", durch die Ludwigsburger Hochschulprofessorin Dr. Edeltraud Röbe. Bildung sei ein wirksames Mittel, um das Verständnis der Altersbilder in der Gesellschaft zu verändern und einen Austausch zwischen jüngeren und älteren Generationen zu ermöglichen, so Röbe. Unser Denken und Handeln werde von inneren Bildern, von Überzeugungen, Annahmen und Haltungen gesteuert, die höchst aktiv seien. Sie prägen auch die Interaktionen zwischen den Generationen und die wechselseitige Wertschätzung.

Der Elternverein Baden-Württemberg entwickelte daraus einen generationenübergreifenden Bildungsplan. Dieser stellt einen Leitfaden dafür dar, wie das Bewusstsein für Themen rund um das Älterwerden und damit das Bild von Altern und Bildung thematisiert, konkret erfahren und verändert werden kann. Eine ganz zentrale Rolle spielen in diesem Werk die Familie, die pädagogischen Einrichtungen wie Kindergarten, Grundschule und Sekundarstufe. Grundlegende Bedingungen für das Gelingen der intergenerationellen Bildungsarbeit sei ein "Befreundungsklima". Dieses sei geprägt von Wertschätzung, Respekt, höflichen Umgangsformen und Verständnis füreinander, wie die Hochschullehrerin ausführte.

Copyright Werner Palmert / FN

zurück